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Rückblick auf die 17. Gewässerkonferenz für Ostwestfalen-Lippe bei der Bezirksregierung Detmold

Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling mit den Referenten (v.l.n.r.: Eckhard Nolting, Wolfgang Klein, Michael Neuhaus, Regierungspräsidentin Bölling, Dr. Rosenbaum-Mertens, Prof. Dr. Felmeden, Achim Krampe, Moderator Dr. Rinösl und Jörg Drewenskus)

Erneut lud die Bezirksregierung nach Detmold zur Gewässerkonferenz für Ostwestfalen-Lippe ein. Etwa 400 Teilnehmende, überwiegend Vertreter von Kommunen, Kreisen und Verbänden, aber auch interessierte Fachbüros sowie Bürgerinnen und Bürger nutzten die Möglichkeit der Teilnahme, die erneut auch digital möglich war. Im Vordergrund der 17. Gewässerkonferenz standen die Folgen, die stärkere Niederschlagsereignisse auf unsere Flüsse und Bäche haben.

Moderator Dr. Nicolas Rinösl

Moderiert wurde die Veranstaltung durch Dr. Nicolas Rinösl, Abteilungsleiter Umwelt und Arbeitsschutz bei der Bezirksregierung Detmold.

Neben einem Überblick über den aktuellen Sachstand zur Bewirtschaftungsplanung im Kontext der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie wurde betrachtet, wie stoffliche Belastungen bei hohen Abflüssen wirken, wie mit Retentionsbodenfilteranlagen stoffliche und hydraulische Belastungen reguliert werden können und wie die Herstellung der Durchgängigkeit und die Renaturierung von Gewässern bei höheren Abflüssen wirken. Die Referierenden aus Verwaltung, Forschung und Wasserwirtschaft beleuchteten die verschiedenen Aspekte und stellten sich den Fragen des Publikums. 

Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling begrüßte vor Ort mehr als 160 Besucher und gab auch dem Publikum an den Bildschirmen einen ersten Einblick in das Thema des Tages.

Die Wasserwirtschaft steht vor großen Herausforderungen zwischen gesetzlichen Anforderungen und Nutzungsinteressen, neuen fachlichen Erkenntnissen und technischen Entwicklungen sowie den spürbar werdenden Folgen des Klimawandels. 

Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling

Bölling nahm Bezug auf die großen Niederschläge des letzten Wasserwirtschaftsjahres und erklärte, die langanhaltenden Regenfälle hätten nicht nur negative Auswirkungen, sondern z. B. auch zu einem erfreulichen Anstieg der aufgrund der vorherigen trockenen Jahre sehr niedrigen Grundwasserstände geführt.

Renaturierungen können einen gewissen Beitrag zur Entschärfung von Hochwasserereignissen leisten. „Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie hat auch mit Blick auf das Abflussverhalten eine lenkende Funktion“, betonte Bölling. Es ginge nicht nur um die Verbesserung der Wasserqualität und der Gewässerstrukturen, sondern durch die Reaktivierung von Gewässerauen auch um die Steigerung der Pufferwirkung.

Dr. Oliver Schmidt-Formann, Referatsleiter Flussgebietsmanagement und Gewässerökologie

Dr. Schmidt-Formann lobte die Maßnahmenumsetzung in Ostwestfalen-Lippe. In der Region seien in den vergangenen Jahren viele Projekte erfolgreich durchgeführt worden, von den Verbesserungen an Werre, Bega oder Alme habe er sich selbst ein Bild machen können. Insgesamt seien aber noch viele Maßnahmen umzusetzen, auch nach 2027.

Dr. Oliver Schmidt-Formann

Nordrhein-Westfalen bereitet die Aufstellung des vierten Bewirtschaftungsplans nach Wasserrahmenrichtlinie für die Zeit von 2028 bis 2033 vor. Zur Erreichung der gesetzlich vorgegebenen Bewirtschaftungsziele fördere das Land NRW weiterhin Projekte zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie mit bis zu 80 % über das Programm „Lebendige Gewässer“. 

Um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen und Wasserressourcen nachhaltig zu sichern, arbeitet das Umweltministerium Nordrhein-Westfalen derzeit an einer landesweiten Wasserstrategie „H2O“. 

Michael Neuhaus, Leiter der Geschäftsstelle für die Wasserrahmenrichtlinie bei der Bezirksregierung Detmold

Michael Neuhaus

Der derzeit geltende dritte Bewirtschaftungsplan ist bis Ende 2027 gültig. Im vergangenen Jahr wurde der Europäischen Kommission mit dem Zwischenbericht zum Stand des Maßnahmenfortschrittes berichtet. Insgesamt ist in Ostwestfalen-Lippe ein positiver Trend bzgl. des Gewässerzustands zu verzeichnen. Es ist aber absehbar, dass insbesondere das Ziel „Guter ökologischer Zustand“ aller Gewässer bis 2027 nicht erreicht wird.

Das Land NRW hat mit den Vorbereitungen zur Aufstellung des nächsten Bewirtschaftungsplans nach Wasserrahmenrichtlinie für die Zeit von 2028 bis 2033 begonnen. Die Auslegung des zugehörigen Zeitplans und Arbeitsprogramms läuft noch bis zum 22.06.2025. Die Informationen können digital auf https://www.flussgebiete.nrw.de/anhoerungen-2024 abgerufen werden.

Neben der Bestandsaufnahme mit Überprüfung der Gewässereigenschaften ist eine weitere Aufgabe für dieses Jahr die Aktualisierung der Maßnahmenübersichten nach § 74 des Landeswassergesetzes durch die jeweiligen Gewässerausbaupflichtigen. In Ostwestfalen-Lippe sind dies überwiegend Kommunen und Wasserverbände. Ziel ist, die notwendigen Verbesserungen der Gewässerstruktur zu überprüfen und auf evtl. Defizite bei den bisherigen Planungen zu reagieren. Die Aktualisierung der Übersichten erfolgt in Ostwestfalen-Lippe in enger Abstimmung mit den Wasserbehörden. Das Ergebnis wird als Grundlage für das hydromorphologische Maßnahmenprogramm des nächsten (vierten) Bewirtschaftungsplans verwendet.

Um einen besseren Überblick über den Einfluss zukünftiger Trockenphasen auf die Gewässer zu erhalten, hat das Land NRW eine digitale Erfassungsmöglichkeit für trockenfallende bzw. trockenheitsbeeinflusste Gewässer entwickelt. Diese Anwendung befindet sich derzeit in der Testphase mit ausgewähltem Nutzerkreis. 

Dr. Jens Rosenbaum-Mertens, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV)

Durch unterschiedlichste Nutzungen gelangen eine Vielzahl von Stoffen und Chemikalien in unsere Fließgewässer, die Auswirkungen auf die Wasserqualität und die Tier- und Pflanzenwelt der Gewässer haben können. 

Dr. Jens Rosenbaum-Mertens

Das LANUV führt seit Jahren ein umfangreiches biologisches und chemisches Monitoring der Fließgewässer in NRW durch und bewertet auf dieser Grundlage den aktuellen Zustand der Gewässer. Der Vortrag fokussierte sich auf die chemischen Gewässerinhaltsstoffe und gab einen Überblick, wie der Zustand der Gewässer ermittelt wird und welche Stoffe sich im Regierungsbezirk als problematisch darstellen. Die Wasserqualität ist dabei auch von anderen äußeren Faktoren, wie z. B. vom Abfluss abhängig, welches beispielhaft für Hochwassersituationen gezeigt wird.

Prof. Dr. Jörg Felmeden, Technische Hochschule OWL 

Achim Krampe, Bezirksregierung Detmold, Dezernat 54 – Kommunale Abwasserbeseitigung

Von links: Prof. Dr. Jörg Felmeden und Achim Krampe

Um die Gewässerverträglichkeit der Einleitung von Niederschlagswasser in Fließgewässer herstellen zu können, spielen Retentionsbodenfilteranlagen (RBFA) eine zunehmend größere Rolle. Der Vorteil von RBFA besteht in der Möglichkeit des Rückhaltes und der Drosselung von Niederschlagswassereinleitungen, um hydraulische Überlastungen der Gewässer zu vermeiden, wie auch im Rückhalt zahlreicher im Niederschlagswasser enthaltener Stoffe. Im ersten Teil der Präsentation erfolgte ein Überblick über die derzeitige Situation in NRW und im Regierungsbezirk Detmold mit Fokus auf die aktuelle Bewirtschaftungsplanung in OWL. Im zweiten Teil des Vortrages wurden Funktion und Leistungsfähigkeit von RBFA in Misch- und Trennsystem erläutert und wesentliche Bemessungsparameter nach DWA-A 178 und RBF-Handbuch NRW dargestellt. Zudem wurden die aktuellen Entwicklungen im DWA-Regelwerk zu Sonderanwendungen von RBFA (Entwurf DWA-M 187) aufgezeigt.

Eckhard Nolting, Stadt Bad Oeynhausen 

Wolfgang Klein, Ingenieurbüro Klein 

Im Bewirtschaftungsplan 2022-2027 für das Teileinzugsgebiet Weser NRW ist der Wasserkörper der Werre im Abschnitt zwischen Löhne und Bad Oeynhausen als erheblich verändert eingestuft. Maßgebend für die strukturellen Defizite sind das Sielwehr in Bad Oeynhausen, dessen Ursprünge auf das Jahr 1753 zurückgehen, und der dadurch verursachte Rückstau, der sich stromaufwärts über mehrere Kilometer bis in den Stadtbereich von Löhne auswirkt.

Eckhard Nolting
Wolfgang Klein

Um der Werre einen naturnahen Charakter zurückzugeben, beabsichtigen die Städte Bad Oeynhausen und Löhne, die untere Werre von Flusskilometer 4,1 bis 9,0 im Einfluss- und Rückstaubereich des Sielwehres naturnah und hochwassersicher zu gestalten. Die wesentlichen Projektziele bestehen in der Verbesserung des ökologischen Zustands der Werre durch Beseitigung des Sielwehres als zentralem Wanderhindernis, sowie in der Aufwertung der Gewässerstruktur und in der Sicherstellung des Hochwasserschutzes im gesamten Vorhabenbereich. 

Im Vortrag wurde die historische Entwicklung am Standort des Sielwehres mit den geänderten Ansprüchen an den Hochwasserschutz im Projektgebiet aufgezeigt und die aktuellen Rahmenbedingungen für die erforderlichen Genehmigungsverfahren dargelegt. Abschließend wurde die derzeitige Planung unter Berücksichtigung der Aspekte der Hochwassersicherheit vorgestellt.

Jörg Drewenskus, Bezirksregierung Arnsberg, Dez. 54 Wasserwirtschaft und Gewässerschutz

Jörg Drewenskus

Die Lenne ist der größte Zufluss der Ruhr und weist ähnlich große Abflussmengen auf. Der Lenne-Unterlauf im Stadtgebiet von Hagen wurde in den 1970er-Jahren zur Schaffung eines großen Industriegebiets teilweise verlegt und ausgebaut. Durch eine umfassende Renaturierung der Auen wurden eine Sekundäraue sowie neue Strukturelemente im Fließgewässer geschaffen. Der erste Bauabschnitt (BA), etwa 800 Meter, wurde Anfang 2021 fertiggestellt. Im Februar 2022 folgte der zweite und im Sommer 2024 der dritte Bauabschnitt, so dass aktuell eine renaturierte Flusslandschaft von mehreren Kilometern Fließlänge vorliegt. Beim außergewöhnlichen Sommer-Hochwasser 2021 konnten bereits direkt nach Fertigstellung des 1. BA bedeutende Wassermengen zurückgehalten werden.

Der Vortrag skizzierte kurz die wasserbaulichen Maßnahmen der Vergangenheit und stellte vertieft die aktuell dort umgesetzten Maßnahmen zur Wiederherstellung einer funktionsfähigen Aue dar.