Rheingraben Nord
Die Flusslandschaft des Rheins ist durch menschliche Einflüsse stark überprägt. Als Bundeswasserstraße ausgebaut, gehört der Rhein zu den meist befahrenen Strecken der Binnenschifffahrt in Europa. Seine Bewegungsfreiheit wird zusätzlich durch die Anlagen zum Hochwasserschutz eingeschränkt.
Gebietsbeschreibung Rheingraben-Nord
Schon in vorindustrieller Zeit bildeten Flüsse wichtige Standortfaktoren. Daran hat sich auch in Zeiten des Autos und des Internets wenig geändert. Flüsse sind Energie- und Frischwasserlieferant, Abwasserkanal und Transportweg. Da verwundert es nicht, wie viele große Namen deutscher und internationaler Konzerne uns entlang des Rheins – der größten Wasserstraße Westeuropas – begegnen. Mit fast 4 Millionen Einwohnern und großen Städteregionen wie Köln-Bonn undDüsseldorf-Krefeld-Duisburg ist das Gebiet zudem die am dichtesten besiedelte Region Europas.
Starke Nutzung für Industrie und Rohstoffgewinnung
Die Gewässerlandschaft am Niederrhein wird durch viele Seen, die durch den Abbau von Kies entstanden sind, bereichert. Die größeren dieser künstlichen Seen werden ebenso wie die Altrheinarme mit in die Bewirtschaftungsplanung einbezogen.
Der Rhein selbst ist die meistfrequentierte Binnenschifffahrtsstrecke in Deutschland. Er dient als Verkehrs- und Transportweg und war maßgeblich für die Ansiedlung der Industriezentren. Diese Funktion ist auch der wesentliche Grund dafür, dass der Rhein keinen guten ökologischen Zustand aufweist. Er wurde begradigt und festgelegt, sodass sich die typischen Strukturen und Lebensräume heute nicht oder nur in sehr geringem Umfang wiederfinden.
Bedingt durch die erhöhten Strömungsgeschwindigkeiten, Wassertrübungen und den schwankenden Wasserstand (Wellenschlag) wird insbesondere die Entwicklung von Wasserpflanzen gehemmt. Um die Siedlungen vor Hochwasser zu schützen, wurde der Rhein auf weiten Strecken eingedeicht. Dadurch sind Altarme nun vom Strom abgekoppelt und eine natürliche Vernetzung zwischen Rhein und Aue findet nicht mehr statt.
Bedeutsam für die Trink- und Brauchwasserversorgung
Doch der Rhein ist nicht nur eine Wasserstraße. Gleichzeitig ist er die wichtigste Quelle für die Entnahme von Trink- und Brauchwasser für die Region. Brauchwasser wird als Produktions- und Kühlwasser vor allem von den Industriebetrieben – auch außerhalb von Nordrhein-Westfalen – genutzt. In der Vergangenheit wurden die Belastungen durch häusliche und industrielle Abwässer durch aufwändigen Ausbau der Kläranlagen drastisch reduziert. Inzwischen stehen aber auch neue Stoffe im Fokus, die beobachtet werden müssen und zum Teil einer weitergehenden Behandlung bedürfen.
Das Gebiet der Rheinzuflüsse zwischen Duisburg und Wesel links-rheinisch sowie von Hünxe nach Voerde rechtsrheinisch ist durch den Bergbau, vor allem den Abbau von Steinsalz und Steinkohle, geprägt. Der natürliche Wasserabfluss ist durch die entstandenen Bergsenkungen nicht mehr überall gegeben, durch Vorflutpumpanlagen wird das Wasser aus den Tiefpunkten hochgepumpt und fließt dann in Teilbereichen entgegen der natürlichen Fließrichtung des Gewässers wieder zum Tiefpunkt.
Urban geprägte kleine Nebengewässer
Die kleinen Nebengewässer des Rheins fließen häufig durch dicht besiedelte Gebiete. Sie wurden im großen Stil eingefasst, begradigt oder unter die Erde verlegt. Viele Mündungen sind nicht mehr zu sehen; zum Beispiel mündet die Düssel in Düsseldorf über ein Rohr in den Rhein. In den landwirtschaftlich geprägten Regionen sind die meisten Fließgewässer durch einen naturfernen Ausbau geprägt und werden zur Aufrechterhaltung der Entwässerungsfunktion intensiv unterhalten. Querbauwerke verhindern die Durchgängigkeit für Fische und andere Wasserlebewesen. Insgesamt sind der Rhein selbst und fast alle seine Nebengewässer als „erheblich verändert“ einzustufen.
Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur
Seit 2009 wurden zahlreiche Maßnahmen beschlossen, mit denen sowohl der ökologische Zustand wie auch die Gewässerstruktur verbessert werden sollen. Zur Verbesserung der Fischfauna im Rhein sollen Auegewässer angebunden, Nebenrinnen hergestellt oder reaktiviert und weitere Stillwasserbereiche und Ruheräume geschaffen werden. Außerdem soll die Durchgängigkeit von Seitengewässern wiederhergestellt werden. Erfolgreiche Beispiele hierfür sind die Offenlegung des Endenicher Baches in Bonn sowie die Renaturierung des Pulheimer Baches im Norden von Köln. Diese und zukünftige Maßnahmen dienen nicht nur der Entwicklung der Natur, sondern bieten auch den in den Städten lebenden Menschen neue Erholungsräume.
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