flussgebiete.nrw

Ruhr

Breiter Fluss in hügeligem Gelände, Wiesen, Weg, Bäume, Häuser

Einzugsgebiet der Ruhr – geprägt von Talsperren und Stauseen

Die Ruhr ist ein rechter Nebenfluss des Rheins mit einem Einzugsgebiet von 4.485 km². Als typischer Mittelgebirgsfluss entspringt sie nördlich von Winterberg im Hochsauerlandkreis in mehreren Quellarmen und mündet nach einer Fließlänge von 219 km bei Duisburg in den Rhein.

Gebietsbeschreibung Ruhr

Sie gab der größten Industrieregion Europas ihren Namen. An ihren Ufern begann im 16. Jahrhundert der Steinkohlebergbau. Und als Wasserstraße wurde die Ruhr schon im 11. Jahrhundert erwähnt.

Luftbild aus großer Höhe auf einen breiten Flusslauf und abzweigende Hafenbecken, Bebauung, Straßen, Grünflächen, Wald
Ruhrunterlauf und Duisburger Hafen. Quelle: DIE GEWÄSSER-EXPERTEN!

Wichtige Rolle in der Industrialisierung

Die Ruhr und ihre Zuläufe spielen schon lange eine wichtige Rolle in der industriellen Entwicklung der Region.

Bereits im Mittelalter wurde im Einzugsgebiet Erzbergbau betrieben. Zur Weiterverarbeitung der Metalle wurde schon damals Wasserkraft genutzt und zahlreiche Gewässer wurden zu diesem Zwecke aufgestaut. Mehrere tausend kleinere Querbauwerke zerschneiden heute die Fließgewässerlebensräume.

Breiter träger Fluss in ebenem Gelände, Bojenkette, Ufermauern, Bäume, Industriegebäude am Horizont, Himmel
Schleuse in Essen-Horst am Wehr Vogelsang. Quelle: LANUV

Die Schiffbarmachung ging mit massiven Ausbaumaßnahmen einher. Schon Ende des 18. Jahrhunderts wurden zwischen Duisburg und Fröndenberg zahlreiche Schleusenanlagen errichtet, von denen einige noch vorhanden sind. Heute ist die Ruhr auf den unteren 76 km schiffbares Gewässer.

Talsperren und Stauanlagen im Einzugsgebiet

Außerdem befinden sich im Ruhr-Einzugsgebiet 17 Talsperren und 10 Stauanlagen. Das Wasser der Ruhr dient als wichtige Frischwasserquelle – jährlich werden etwa 500 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Ruhr entnommen, wovon fast 40 % in die benachbarte Emscherregion exportiert werden. Die Talsperren und Stauanlagen dienen dazu, die (Trink-)Wasserversorgung auch in Zeiten mit geringen Niederschlägen aufrechtzuerhalten und eine gleichmäßige Wasserführung der Ruhr zu ermöglichen. Darüber hinaus haben die Talsperren eine wichtige Funktion für den Hochwasserschutz in Zeiten mit hohen Niederschlägen und für die Energiegewinnung aus Wasserkraft. Für die Bevölkerung haben die Stauseen heute eine hohe Bedeutung für Freizeitgestaltung und Erholung.

Stoffeinträge aus Kanalisation und Kläranlagen

Gleichzeitig nehmen die Ruhr und ihre Zuflüsse das geklärte Abwasser von über 2 Millionen Menschen sowie aus der Industrie auf. Hinzu kommen Niederschlagswassereinleitungen aus den Misch- und Trennsystemen der Siedlungsentwässerung. Einige der Flussstauseen wurden damals auch als Absetzbecken zur Klärung des Wassers gebaut.

Abwassereinleitungen und Einträge aus der Kanalisation beeinflussen die Gewässer besonders mit Nährstoffen und verschiedenen Metallen. Die Kläranlagen befinden sich technisch auf einem sehr guten Stand; Probleme entstehen noch dort, wo die Menge gereinigten Abwassers im Verhältnis zur Wassermenge im Gewässer hoch ist. Hier sind weitere Maßnahmen zum Beispiel zur Betriebsoptimierung der Kläranlagen erforderlich. Darüber hinaus werden Kommunen und Straßenbaulastträger in den kommenden Jahren Maßnahmen zur Behandlung von Misch- und Niederschlagswasser umsetzen.

Mit dem gereinigten Abwasser gelangen auch Arzneimittel, neue oder bisher wenig beachtete Industriechemikalien und weitere Mikroschadstoffe in die Gewässer. Diese Stoffe können mit den heute üblichen Klärtechniken kaum abgebaut werden, können sich aber zum Teil schon bei sehr geringen Konzentrationen auf die Lebensgemeinschaften auswirken. Aus der Ruhr werden über 5 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt. Sie sind somit besonders auf sauberes Flusswasser angewiesen. Um einer möglichen Gefährdung durch Schadstoffe begegnen zu können, hat das Land NRW im Jahr 2008 das Programm „Reine Ruhr“ ins Leben gerufen. In enger Kooperation des Landes mit Abwasserbeseitigungspflichtigen, Trinkwassererzeugern und Industrie werden gezielt Möglichkeiten zur Vermeidung bestimmter Stoffe, geeignete Techniken zur Abwasserbehandlung, zum Beispiel mit Aktivkohle und Ozon, und spezielle Messprogramme entwickelt und umgesetzt, wie etwa an der Kläranlage in Schwerte. Erfolgreiche Ergebnisse sollen dann auf andere Flussgebiete übertragen werden.

Belastung durch Schwermetalle

In einigen Teilen des Ruhr-Einzugsgebiets werden Schwermetalle aus dem Ausgangsgestein in die Gewässer eingetragen. Lokal werden diese Einträge durch Relikte des historischen Erzbergbaus verstärkt. Dieses Problem wurde in den letzten Jahren gezielt untersucht, sodass die Verringerung dieser Schadstoffbelastungen jetzt lokal mit konkreten Empfehlungen angegangen werden kann.

Wasserkraftnutzung kontra Durchgängigkeit

Breiter Fluss in hügeligem Gelände, Steine, Bagger, Wehr, Bäume, Häuser
Bau eines Fischaufstiegs an der Lenne. Quelle: M. Paster

Mit den Kenntnissen über den Klimawandel rückt die Bedeutung der Wasserkraftnutzung als klimafreundliche Technologie verstärkt in den Fokus. Will man gleichzeitig die Ruhr und ihre Zuläufe wieder für Fische und Kleinlebewesen durchgängig machen, gilt es, ungenutzte Wehre umzubauen oder zu entfernen und bestehende oder zu reaktivierende Wasserkraftanlagen mit Auf- und Abstiegshilfen zu versehen.

An der Oberen Ruhr wurde die Durchgängigkeit bereits weitgehend wiederhergestellt und größere Ruhrabschnitte wurden renaturiert. Die Erfolge dieser Maßnahmen schlagen sich bereits in einer deutlichen Erhöhung der Artenvielfalt von Kleinlebewesen und Fischen nieder. Heute weisen bereits ungefähr 17% der Gewässer im Einzugsgebiet einen guten Zustand auf. Die ökologisch intakten Strecken sind in Oberläufen und kleineren Nebengewässern vorzufinden. Weitere Renaturierungsmaßnahmen werden in den nächsten Jahren folgen.